Genau erklärt –
Licht und Schatten zeichnen

Lerne in dieser Lektion wie Du die Beleuchtung Deines Motivs erkennst, wie diese entsteht und was Du beachten musst, wenn Du Licht und Schatten zeichnen möchtest.

Anwendung:

Grundlegendes

Dauer:

15 Minuten

Material:

beliebig

Schwierigkeit

leicht

Worum geht es?

Zeichenschule – Licht und Schatten zeichnen, Beleuchtung erkennen

Von: Rainer Schmitten

Licht hat eine sehr große Wirkung auf das Aussehen Deiner Zeichnung: ohne Licht und Schatten wirkt eine Zeichnung flach und nicht räumlich und körperhaft.

Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch: wenn Du es schaffst, das Licht richtig zu nutzen, wirkt Deine Zeichnung gleich sehr viel räumlicher!

Aber wie lässt sich Licht und Schatten zeichnen? Wie kannst Du die Beleuchtung erkennen? Worauf musst Du achten, damit das Licht in Deiner Zeichnung echt und realistisch wirkt?

 

Licht und Schatten zeichnen - Beleuchtung - verschiedene Beleuchtungen gemischt

Inhalte

Also legen wir los!

Über die Einträge in der nummerierten Liste kannst Du mit einem Klick direkt zu den einzelnen Abschnitten des Tutorials springen.

Was Du über Licht wissen musst

Grundsätzlich gibt es zwei Vorgehensweisen beim Licht und Schatten zeichnen: Du kannst Dich vom Licht zum Schatten vorarbeiten, oder umgekehrt, vom Schatten zum Licht.

Die meiste Zeit zeichnen wir mit dunklem Stift auf hellem Papier. Damit ist es natürlich schwer, helles Licht zu zeichnen. Beginnen wir also beim Schatten und arbeiten uns zum Licht vor.

Woher kommt das Licht?

Die Lichtrichtung

Zunächst einmal musst Du erkennen, aus welcher Richtung das Licht auf die Szene fällt, die Du zeichnen möchtest.

Das kannst Du am leichtesten am Schatten ablesen:

  • ist der Schatten rechts vom Objekt, kommt das Licht von links
  • ist der Schatten links vom Objekt, kommt das Licht von rechts

Das war einfach, nicht wahr?

Erkenntnis
  • Licht, das von links kommt wirkt vertraut und richtig (das mag wohl durch unsere Leserichtung von links nach rechts begründet sein). Für Deine Zeichnungen bedeutet es: möchtest Du eine gemütliche und schöne Stimmung erzeugen, zeichne die Schatten auf die rechte Seite.
  • Gegenlicht erzeugt meistens eine dunkle Sihouette vom Objekt, da die beleuchtete Seite nicht sichtbar ist. Wird die Lichtquelle zusätzlich noch vom Objekt verdeckt, entsteht außenrum ein Lichtrand.
  • Licht aus Richtung des Betrachters ist fast immer frei von Schatten und deshalb ohne Tiefe und konturlos – das typische Licht auf Fotos, die mit Blitz aufgenommen wurden.

Intensität des Lichts – hartes oder weiches Licht?

Woran erkennst Du hartes Licht?

Der Schatten zeigt Dir auch, ob es sich um hartes oder weiches Licht handelt.

Licht das direkt auf ein Objekt fällt, erzeugt einen harten Übergang zwischen der beleuchteten und der unbeleuchteten Seite. Deshalb wird es auch hartes Licht genannt.

So kannst Du hartes Licht erkennen:

  • eine klare, harte Abgrenzung zwischen hell und dunkel
  • großer Helligkeitsunterschied zwischen beleuchteten und schattigen flächen
  • direktes Licht wirkt „technisch“,„hart“, „wenig gemütlich“ und „wenig schmeichelhaft“.
Direktes Licht erzeugt einen harten Übergang von hell zu dunkel
Woran erkennst Du weiches Licht?

Licht das indirekt – also über einen Umweg – auf ein Objekt fällt erzeugt einen weichen Übergang zwischen der beleuchteten und der unbeleuchteten Seite. Deshalb wird es auch weiches Licht genannt.

Daran kannst Du weiches Licht erkennen:

  • üblicherweise kein heller Lichtreflex (Lichtpunkt) auf dem Objekt.
  • es gibt einen sanften Übergang zwischen hell und dunkel
  • geringerer Helligkeitsunterschied zwischen beleuchteten und schattigen Flächen
  • weiches Licht wirkt „gemütlich“, „zart“ und „weich“
Indirektes Licht erzeugt einen Schatten mit weichem Übergang
Erkenntnis
  • Weiches Licht wirkt sanft und erzeugt keine harten Kontraste, weshalb es ideal für Portraits geeignet ist. Bei Kerzenschein, am Lagerfeuer, im Nebel oder bei bewölktem Himmel hast Du weiches Licht.
  • Direktes Sonnenlicht ist sehr hartes Licht und erzeugt einen sehr starken Helligkeitskontrast. Bühnenscheinwerfer und  Baustellenstrahler sind weitere Beispiele für hartes Licht.
  • Ob es einen Lichtpunkt auf dem Objekt gibt, hängt stark von der Beschaffenheit der Oberfläche ab, also ob sie matt, glänzend, strukturiert oder glatt ist. Das wird weiter unten genauer behandelt.

Wie groß müssen die Helligkeitsunterschiede sein?

Für den Unterschied zwischen hell und dunkel gibt es einen geeigneten Begriff.

Der Kontrast

Je größer der Unterschied von hell zu dunkel ist, um so größer ist der Kontrast.

Der Kontrast beschreibt nicht nur den Unterschied zwischen der hellsten (weiß) und der dunkelsten (schwarz) Stelle im ganzen Bild, sondern auch den Unterschied zwischen den einzelnen Abstufungen (grau) dazwischen!

Betrachte dazu die Beispiele: die „Mitteltöne“, also die Helligkeitswerte zwischen der dunklen Schatten- und der hellen Lichtseite weisen große Unterschiede auf.

Ein schwarz/weiß Foto mit geringem KontrastEin schwarz/weiß Foto mit hohem Kontrast
Zwischenruf

Direktes oder indirektes Licht – was steckt dahinter?

Wie wird direktes und indirektes Licht verursacht?

Klicke Dich durch die erklärenden Abschnitte um zu erfahren wie Du Dir direktes, hartes Licht vorstellen kannst und wie indirektes, weiches Licht entsteht.

Direktes Licht aus einer punktuellen Lichtquelle

schematische Darstellung direktes Licht Scheinwerfer

Eine schematische Darstellung direkten Lichts aus einem Scheinwerfer

Direktes Licht entspringt einer Lichtquelle und trifft ohne Umwege direkt auf ein Objekt.

In diesem Beispiel ist die Lichtquelle eine punktuelle Lichtquelle, etwa ein Bühnenscheinwerfer – die Lichtstrahlen entspringen alle aus einem Punkt relativ nahe beim Objekt, weshalb die einzelnen Lichtstrahlen unterschiedliche Winkel haben.

Direktes Licht aus einer flächigen Lichtquelle

schematische Darstellung direktes Licht Sonnenlicht

Eine schematische Darstellung direkten Sonnenlichts

Sonnenlicht entspringt für uns zwar auch aus einem Punkt, nämlich der Sonne, doch diese ist so weit von der Erde entfernt, dass die einzelnen Lichtstrahlen alle die gleiche Richtung haben, wenn sie auf die Erde treffen.

Es ist direktes Licht aus einer flächigen Lichtquelledie Lichtstrahlen sind parallel.

Indirektes Licht durch Lichtbrechung

schematische Darstellung indirektes Licht Wolken

Eine schematische Darstellung indirekten Lichts durch Reflektion

Bei indirektem Licht werden die Lichtstrahlen abgelenkt bevor sie auf ein Objekt treffen. Das Licht kommt deshalb aus vielen Richtungen: von links und rechts, von vorne und hinten.

Das ergibt ein weiches Licht, ohne klar abgegrenzte Schatten, so wie an einem bewölkten Tag.

Indirektes Licht durch Reflektion

schematische Darstellung indirektes Licht Reflektion

Eine schematische Darstellung indirekten Lichts durch Reflektion

Wenn Lichtstrahlen von einem Objekt reflektiert werden, zum Beispiel einer Wand oder dem Boden, werden sie umgelenkt und ändern ihre Richtung.

Dieses Streulicht ist ebenfalls indirekt und kann schattige Bereiche aufhellen.

Von weiß bis schwarz – die Helligkeitswerte

Wie viele Helligkeitswerte brauche ich?

Du kannst eine überzeugende Zeichnung allein mit schwarzen und weißen Flächen machen. Das Objekt wird allein durch den Schatten sichtbar.

Man nennt dieses Phänomen „negativen Raum“, wenn Etwas erkennbar wird, obwohl es gar nicht da ist. Das hat eine tolle Wirkung!

Zwei Helligkeitsstufen ist also das Mindeste, womit Du eine räumlich wirkende Zeichnung machen kannst: weißes Papier und schwarze Farbe.

Damit lässt sich allerdings nur hartes Licht und harter Schatten zeichnen.

Harter Schatten und höchster Kontrast mit schwarz und weiss

Neutrale Farbe, Licht und Schatten

Für eine Zeichnung, auf der Du das Objekt mit Licht und Schatten zeigen möchtest, brauchst Du mindestens drei Abstufungen von hell zu dunkel:

  • einen hellen Farbton für den beleuchteten Bereich
  • einen dunklen Farbton für den Schatten
  • und einen Farbton dazwischen – für die normale Oberflächenfarbe – als „neutralen“ Helligkeitswert.

Wenn Du farbiges oder „getöntes“ Papier verwendest, kannst Du die Papierfarbe als neutralen Wert nutzen und das Licht mit weißem Stift zeichnen.

Drei Helligkeitsstufen für ein Bild mit Licht und Schatten

Weiches Licht

Wenn Du weiches Licht zeichnen möchtest, kann es gar nicht genug Abstufungen zwischen hell und dunkel geben!

Diese werden nur begrenzt durch Deine Fähigkeit, die Helligkeitsunterschiede zu erkennen und diese zu zeichnen.

Mehr Abstufungen für weiches Licht

Ich bin sicher, Du siehst jetzt noch genauer hin, wenn Du etwas zeichnen möchtest.

Nun wünsche ich Dir viel Spaß beim Nachzeichnen!

Wenn Dir dieses Tutorial gefallen hat, Du Fragen oder Anregungen hast, oder mehr Tutorials dieser Art wünschst, dann schreib mir einfach einen Kommentar unter diesen Beitrag, erzähle Deinen Freunden davon und teile auf den sozialen Medien.

Ich freue mich darüber, von Dir zu hören!

Pin It on Pinterest