Richtig beobachten –
So geht’s: mit dem Stift abmessen

In diesem Beitrag lernst Du, beim Beobachten Deines Motivs auf die wichtigen Dinge zu achten, um es in der richtigen Größe und an der richtigen Position zeichen zu können.

Hier erfährst Du, warum manche Künstler einen Stift vor das Gesicht halten, wie diese Technik funktioniert und wofür Du sie anwenden kannst.

Wer beim Zeichnen den Stift vor das Gesicht hält möchte nicht zwangsläufig den Stift zeichnen. Ich kann Dir versichern, dass die Künstler weder ihren Stift besonders attraktiv finden (obwohl das bei manchen nicht vollkommen auszuschließen ist), noch ihn zeichnen möchten.

Es muss also andere Gründe haben, den Stift vor das eigene Gesicht zu halten.

Warum also wird das gemacht?

Wenn du den Stift vor dein Gesicht hältst, siehst du den Stift vor deinem Motiv. Du kannst also die Größe des Stiftes mit deinem Motiv vergleichen.
Dabei erkennst du, ob das Objekt, was du gerade zeichnen möchtest, größer oder kleiner ist als der Stift.

Der Stift gibt dir einen Maßstab, mit dem du die Abstände, Längen, Breiten und Größe der Objekte in deiner Zeichnung messen kannst.

Wie genau das funktioniert beschreibe ich dir im Folgenden.

Halte den Stift mit gestrecktem Arm so weit von deinem Körper weg wie du nur kannst.

Jetzt suchst du dir ein Objekt aus, zum Beispiel einen Baum oder ein Haus, ein Auto oder etwas Ähnliches.

Vergleiche die Größe des Objekts mit der Länge des Stiftes.

Schließe dafür ein Auge und halte den Stift so, dass er mit der Spitze oder dem Ende an einem Endpunkt deines Objekts ausgerichtet ist. Mit dem Daumen oder einem anderen Finger kannst du nun die Strecke zu einem anderen Punkt dieses Objekts am Stift markieren.

Auf dem Beispielbild richte ich das Stiftende am oberen Rand des Waldes vor dem Dorf im Hintergrund aus und markiere den Beginn der großen Wiese mit dem Daumen.

So kannst du die gemessene Länge entspannt ablesen.

Du musst den Stift natürlich in kleinere Einheiten unterteilen. Gebräuchlich sind Maße wie:

Darüber hinaus sind Messungen wie „ein bisschen mehr als ein Drittel des Stiftes“ vollkommen ausreichend und genau genug.

Du kannst auch Teile deines Stiftes als Maßstab nutzen, zum Beispiel die Länge der Spitze oder die Beschriftung.

Nehmen wir den Baum als konkretes Beispiel.

Hier habe ich die gemessenen Längen eingezeichnet: er ist insgesamt zwei Stiftlängen hoch.
Die Baumkrone macht davon 7/8 Stiftlängen aus.

Dasselbe machst du nun mit der Breite.

Ist die Baumkrone breiter als hoch?

Wenn Du die wichtigen Größenverhältnisse gemessen hast, zeichne das Objekt auf dein Papier.

In meinem Beispiel ist der Baum 7/8 breit und 8/8 hoch.
Wenn ich den Baum also 30 cm hoch zeichne, darf ich die Krone nur 26,25 cm breit zeichnen.

Du hast nun einen Maßstab für die Längen, je nachdem was du gemessen hast und wie groß Du dieses Maß zeichnest.

Nun suchst du dir das nächste Objekt und misst die Länge oder Breite.

Ist es größer oder kleiner als das zuletzt gemessene Objekt?

Wenn du es jetzt zum ersten Objekt auf das Papier zeichnest, weißt du ganz genau, um wie viel größer oder kleiner du es zeichnen musst.

Auf diese Art kannst du dich durch das ganze Bild messen.

Überprüfe jeden Abstand und jede Länge, bei der du dir unsicher bist: einfach mit dem Stift abmessen.

Achte dringend darauf, dass dein Arm beim Abmessen immer maximal gestreckt ist.

So hat der Stift immer die gleiche Größe und der Maßstab bleibt unverändert.
Wenn du den Stift näher vors Gesicht hältst, ist er zwangsläufig größer und der Maßstab stimmt nicht mehr!

Wenn du deinen Maßstab festgelegt hast, dann kannst du diesen auch verwenden, um die Abstände der Dinge auf deiner Zeichnung zu bestimmen.

Wie weit ist der Baum von der Bergspitze entfernt?

Wie groß ist der Abstand von der Bergspitze zur Wiese?

Mit dem vorhandenen Maßstab lässt sich das alles mit dem Stift abmessen und beantworten.

 Auf diesem Beispiel habe ich die gemessene Breite des großen Berges im Hintergrund markiert. Ich muss ihn ungefähr so breit zeichnen, wie der Baum vom Boden bis zur Mitte der Krone hoch ist.

Auf dem Beispielbild habe ich die Höhenverhältnisse des Hintergrunds eingezeichnet.
Der Abstand der Bergspitze des höchsten Berges zum unteren Rand des Baumschattens muss demnach etwa eine halbe Baumhöhe sein.

Um Winkel zu messen, muss der Stift gerade sein.
Nur dann kannst du damit den Winkel einer Linie bestimmen.

Um festzustellen, ob eine Linie horizontal oder vertikal ausgerichtet ist, suchst du horizontale oder vertikale Linien wie beispielsweise den Horizont oder einen Kirchturm. Vergleiche diese mit anderen Linien deines Motivs.

Richte dazu den Stift an markanten Punkten aus und prüfe, ob sich die Ausrichtung des Stiftes unterscheidet.

Auf diese Art kannst du auch hervorragend die Winkel der Linien in einer perspektivischen Ansicht abmessen, zum Beispiel die unterschiedlichen Winkel einer Hauswand zwischen der Dachlinie, einzelner Fensterreihen und der Bodenlinie.

Über das Erkennen von Perspektivischen Linien und Raumrichtungen erfährst du mehr in dem Beitrag: Richtig beobachten – Linien sehen und Richtungen erkennen

Du kannst den Stift auch nutzen, um unsichtbare Linien aufzuspüren, zum Beispiel von der Spitze des Kirchturmes zum linken Ende des Dachgiebels. 

Dadurch ergeben sich Hilfslinien, die beim Zeichnen deines Motives sehr hilfreich sein können.

So kannst du die Ausrichtung der Objekte zueinander messen und prüfen und dadurch viel leichter korrekt auf deine Zeichnung übertragen.

Ganz einfach, indem du mit dem Stift abmisst wie die Winkel, Abstände und Längen sind.